14.03.2019

UniStem Day – Stammzellen machen Schule

IMBA, Vienna Open Lab und Open Science bringen im Rahmen von „UniStem Day“, des weltweiten Aktionstages für Stammzellen, neueste Technologien der Stammzellforschung direkt in den Biologieunterricht

Der 15. März 2019 steht bereits zum 11. Mal ganz im Zeichen von Stammzellen. „UniStem Day“ ist ein weltweiter Aktionstag für SchülerInnen, mit dem Ziel über technologische Innovationen, neue Entdeckungen, ethische Aspekte und klinische Anwendungen auf dem Gebiet der Stammzellen zu informieren und diese für Jugendliche greifbar zu machen. Insgesamt beteiligen sich heuer 99 Universitäten, Forschungsinstitute und Bildungseinrichtungen mit über 30.000 SchülerInnen am UniStem Day, der ganz im Zeichen von Wissensvermittlung, Bewusstseinsbildung und Dialog steht. Initiiert wurde dieser Aktionstag 2008 an der Universität Mailand. Neben Österreich, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Niederlande, Ungarn, Italien, Polen, Portugal, Spanien und Schweden schließen sich heuer auch Australien, Singapur und Kolumbien an.

 

Labor statt Schulbank

Das IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – hat 2018 den UniStem Day gemeinsam mit dem Vienna Open Lab und Open Science erstmals nach Österreich gebracht. Ziel des internationalen „Stammzell-Tages“ ist es, Wissen über den aktuellen Stand, die Entwicklung und das Potenzial der Stammzellforschung direkt in den Biologieunterricht zu bringen. Der UniStem Day möchte Neugierde fördern, Fragen vertiefen und Fakten vermitteln. Über 366 SchülerInnen werden heuer erwartet. „Wir freuen uns, dass wir mit dieser Initiative auf so reges Interesse seitens der SchülerInnen und LehrerInnen stoßen, die ihr Wissen auf den allerletzten Forschungsstand bringen wollen. Schließlich ist kaum ein Forschungsbereich so dynamisch wie die Stammzellforschung, die sich in nur wenigen Jahren zu einer wichtigen Triebfeder für die Biomedizin entwickelt hat,“ so Jürgen Knoblich, wissenschaftlicher Direktor des IMBA. 2013 entwickelte sein Labor die „Gehirn-Organoide“, kleine, aus Stammzellen gezüchtete Organmodelle, an denen sich viele Krankheiten des Menschen nachstellen und untersuchen lassen.

Seit 2016 wird der Stammzellfokus am IMBA kontinuierlich ausgebaut. In der hauseigenen „Stem Cell Core Facility“, werden seither induzierte pluripotente Stammzellen, kurz iPS Zellen gezüchtet. Das sind Körperzellen, etwa aus einer Blut- oder Hautprobe, die zu Stammzellen umprogrammiert werden. Sie sollen nicht nur der IMBA- Stammzellforschung zugutekommen, sondern für die gesamte österreichische und internationale Wissenschaftsgemeinde verfügbar sein.

Der UniStem Day 2019 startet mit einem Einführungsvortrag von IMBA-Gruppenleiter Ulrich Elling über die „Alleskönner“ unter den Zellen, die sogenannten Stammzellen. Diese Allround-Talente können in verschiedenen Entwicklungsschritten alle möglichen Zellen unseres Körpers hervorbringen. In der Forschung werden Stammzellen immer wichtiger: aus ihnen kann man zum Beispiel verschiedene Gewebe wachsen lassen, um so die Entstehung von Krankheiten besser zu verstehen. Man kann mit Stammzellen aber auch wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung eines Organs gewinnen und den Zellen „live“ dabei zusehen, wie sie zu sogenannten Organoiden – Miniaturmodellen von Organen – heranwachsen. Am IMBA wachsen übrigens bereits Gehirn-, Herz-, Magen-Darm- und auch Blutgefäß-Organoide in den Labors heran, welche die SchülerInnen im Rahmen einer Tour durch die Stem Cell Core Facility live betrachten können.

Im Vienna Open Lab haben die SchülerInnen anschließend die Möglichkeit, im Rahmen von Workshops mit echten iPS-Zellkulturen aus der IMBA hauseigenen Stammzelleinrichtung zu arbeiten und den Laboralltag mit Stammzellen hautnah kennenzulernen. Auch über die ethischen Dimensionen der Stammzellforschung wird diskutiert und reflektiert. Im Rahmen eines ethischen Rollenspieles – organisiert von dem wissenschaftlichen Verein Open Science und dem IMBA Ethics & Biosafety Team – können SchülerInnen etwa in die Rolle von ÄrztInnen, ForscherInnen, EthikerInnen oder PatientInnen schlüpfen und gemeinsam die gesellschaftlichen Auswirkungen der Stammzelltechnologien ergründen.

Der Austausch mit SchülerInnen ist auch für die ForscherInnen am IMBA besonders wichtig. „Für uns ForscherInnen ist es sehr spannend zu sehen, wie die junge Generation der Stammzell-Technologie und ihren Möglichkeiten gegenübersteht. Das Interesse und die Begeisterung der SchülerInnen sind ein großer Ansporn für uns, unser aktuelles Wissen über Stammzellen nach außen zu tragen“, ergänzt Jürgen Knoblich.

„Der Uni StemDay liefert auf einzigartige Weise, die im Lehrplan geforderten Einblicke in die modernen Biowissenschaften. Wie wichtig derartige Angebote sind zeigt auch der große Andrang seitens der Schulen,“ so Karin Garber, Gründerin und Leiterin des Open Lab Viennas.

Neben IMBA, Vienna Open Lab und Open Science beteiligt sich in Österreich dieses Jahr auch die Universität Innsbruck mit einem eigenen Programm am UniStem Day. Für junge ForscherInnen, deren Karriereweg schon etwas weiter fortgeschritten ist, veranstaltet das IMBA gemeinsam mit dem benachbarten Institut für Molekulare Pathologie (IMP) außerdem jährlich ein weiteres Stammzellevent, das SY-Stem. Dieses eineinhalbtägige Symposium richtet sich vorranging an junge ForscherInnen - mit dem Ziel, diese über aktuelle Forschungsergebnisse zu informieren und Vernetzung zu fördern.

Über iPS Zellen

Jede unserer Körperzellen kann sich – mithilfe bestimmter chemischer Signale – in eine Stammzelle verwandeln. Man spricht von sogenannten iPS Zellen. 2006 wurde diese Technologie vom Japaner Shinya Yamanaka entdeckt, nur 6 Jahre später folgte der Nobelpreis. Die Stammzellforschung macht es möglich, Ursachen für Krankheiten wie Krebs zu erforschen, als auch Therapien für Parkinson oder Epilepsie zu entwickeln. Sogar kleine Organmodelle, sogenannte Organoide können daraus gezüchtet werden, um zielgerichteter zu forschen und Medikamente zu testen.

Über IMBA

Das IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie gehört zu den führenden biomedizinischen Forschungsinstituten in Europa. Im Fokus stehen medizinisch relevante Fragestellungen aus den Bereichen Stammzellbiologie, RNA-Biologie, Molekulare Krankheitsmodelle und Genetik. Das Institut befindet sich am Vienna BioCenter, einem dynamischen Konglomerat aus Universitäten, akademischer Forschung und Biotechnologie-Unternehmen. Das IMBA ist ein Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der führenden Trägerin außeruniversitärer Forschung in Österreich. www.imba.oeaw.ac.at

Das Vienna Open Lab ist ein molekularbiologisches Mitmachlabor mitten am größten biotechnologischen Forschungsstandort Österreichs - dem Vienna BioCenter. Jährlich experimentieren 13.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in dem, vom gemeinnützigen Verein Open Science betriebenen und gemeinsam mit dem Institut für Molekulare Biotechnologie initiierten Labor und erhalten so die Möglichkeit hinter die Kulissen eines Forschungslabors zu blicken. www.viennaopenlab.at

Open Science steht für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Der gemeinnützige, wissenschaftliche Verein setzt sich dafür ein, Lebenswissenschaften sichtbar, erlebbar und verständlich zu machen und eine eigenständige Meinungsbildung zu Themen der Lebenswissenschaften zu ermöglichen. www.openscience.or.at